Der „Heilige Grund“
Kleinod zwischen Alt-Ockershausen und Stadtwald
Eingebettet und umgeben von den Wohnstraßen: Stadtwaldstraße – Graf von Stauffenberg
Straße – Gladenbacher Weg – befindet sich der sagenumwobene „Heilige Grund“. Schon der
Name des terrassenförmigen, wasserreichen Tales verweist auf historisch Bedeutsames.
Durch den Talgrund führte der Weg, auf dem im Mittelalter die Marburger und Ockershäuser
ihre Toten zur Martinskirche nach Oberweimar überführten, da es bis zur Mitte des 12. Jh.
noch keine Kirche, nebst Kirchhof, in Marburg gab. Man bezeichnete den Weg durch das
Tal, hinauf zur Alten Weinstrasse und weiter zum „Pfaffensteg“, (Waldung zwischen dem
Runden Baum und Oberweimar) als „Totenweg“. An der Quelle im Talgrund verabschiedete
ein Priester die Angehörigen des Verstorbenen, die den weiteren Weg von hier aus mit dem
Leichnam allein fortsetzten. Den Platz an der Quelle bezeichnete man als „letzte Andacht“.
Auch die Heilige Elisabeth soll diesen Weg zum Kloster Altenberg bei Wetzlar gegangen
sein, um dort ihre Tochter Gertrud zu besuchen. Daran erinnert heute der „Elisabeth-Pil-
gerpfad“ der durch den Talgrund verläuft.
Ab dem 17. Jh, entfaltet der Heilige Grund seine wirtschaftliche Bedeutung als besonders
ertragreiches Obstanbaugebiet. Darauf verweisen die in dieser Zeit angelegten Terrassen.
Besonders ergiebig zeigte sich der Kirschenanbau, der erst um 1950 endete, als die „Frucht-
fliege“ Einzug gehalten hatte. Noch immer bereitet der „heilige Grund“ im Frühjahr seine
Blütenpracht. Beim Spaziergang durch den Heiligen Grund entfaltet sich dem Wanderer und Spaziergänger
ein einzigartiges, Natur belassenes Naherholungsgebiet. Ein Kleinod, inmitten der nahen, umgebenden Wohnstraßen.
Reinhold Drusel